Die Todesstrafe war in den USA ab 1972 ausgesetzt, weil der Verdacht bestand, dass ihre Anwendung verfassungswidrig sei. Nach Änderung entsprechender Gesetze, um die Willkür bei der Verhängung von Todesurteilen auszuschließen, wurde sie 1976 wieder in Kraft gesetzt. Bis in den Beginn des 21. Jahrhunderts hinein war die Todesstrafe in 38 der 50 Bundesstaaten im Gesetz verankert. Doch der Zuspruch der US-Amerikaner für die ultimative Strafform, der Mitte der 90er Jahre bei 80% lag, liegt aktuell nur noch bei etwas über 50%. Die Todesstrafe in den USA ist auch hinsichtlich der Anzahl der verhängten und vollstreckten Todesurteile deutlich rückläufig im Vergleich zu den 90er Jahren. Passend dazu haben in den vergangenen Jahren elf Bundesstaaten die Todesstrafe abgeschafft oder für verfassungswidrig erklärt, sodass sie aktuell noch in 27 Staaten gesetzlich vorgesehen ist.
Informationen über die diversen US-Bundesstaaten in englischer Sprache
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die Todesstrafe in den USA nicht für jedes Tötungsdelikt vorgesehen ist, sondern für Morde, die einen erschwerenden Umstand aufweisen. Dies kann die Verbindung mit einem weiteren Verbrechen sein, also z.B. Raubmord oder Vergewaltigung mit anschließender Ermordung des Opfers. Es kann auch mehrfacher oder besonders grausamer Mord sein. Das Urteil wird von Geschworenen gefällt. Das juristische Verfahren hat zwei Teile: Im ersten wird die über die Frage der Schuld entschieden. Ist der Angeklagte für schuldig befunden, wird in der zweiten Phase des Prozesses das Strafmaß festgesetzt.
Kann sich der Angeklagte keinen eigenen Anwalt leisten, bekommt er einen Pflichtverteidiger zugewiesen. Häufig genug sind diese schlecht bezahlt oder unerfahren oder überarbeitet. Verfahrensmängel bzw. Versäumnisse der Pflichtverteidiger aus dem ursprünglichen Prozess sind durch die Berufungsanwälte in den sich anschließenden Berufungsverfahren oft nicht mehr auszubügeln.
In den Todestrakten der Vereinigten Staaten warten zur Zeit über 2200 Menschen auf ihre Hinrichtung, davon ungefähr 50 Frauen. Viele Häftlinge verbringen während ihrer Berufungsverfahren weit über 10 Jahre im Todestrakt, nicht wenige über 20 oder sogar über 30 Jahre. Dort werden sie häufig isoliert untergebracht und halten sich rund 23 Stunden am Tag in einer vielleicht sechs Quadratmeter kleinen Zelle auf.
Blogeintrag bei "Minutes Before Six" mit vielen Fotos vom Todestrakt in Texas
Nach Aussetzung der Todesstrafe in den 70er Jahren wurde 1977 das erste Todesurteil vollstreckt, und zwar in Form der Erschießung von Gary Gilmore in Utah. 1982 kam das allererste Mal die Giftspritze zum Einsatz, und zwar an Charlie Brooks in Texas. Seit Wiederaufnahme der Todesstrafe in den USA 1976 wurden bislang über 1600 Menschen hingerichtet, davon über 590 in Texas. Den Höhepunkt bildete das Jahr 1999, in welchem fast 100 Todesurteile in den USA vollstreckt wurden.
Datenbank zu den Hinrichtungen in den USA
Übersicht über die Anzahl der jährlichen Hinrichtungen seit 1976
Liste mit den aktuell in den USA geplanten Hinrichtungen
In den USA hat sich inzwischen flächendeckend die Hinrichtungsmethode der tödlichen Injektion, auch Giftspritze genannt, durchgesetzt. Es gibt zwar in einigen Staaten noch Übergangslösungen. Das bedeutet, dass ein Häftling, der zum Tod mit einer anderen Methode verurteilt wurde, diese auch wählen kann. Das kommt in der Praxis allerdings sehr selten vor. So gab es seit 1976 nur jeweils 3 Exekutionen durch Hängen und Erschießen, 11 in der Gaskammer plus 2 durch Stickstoff, 163 auf dem elektrischen Stuhl. Alle anderen Hinrichtungen wurden per Giftspritze durchgeführt.
Übersicht über die Hinrichtungsmethoden in den diversen Bundesstaaten
Die klassische und bis vor einigen Jahren in den USA weit verbreitete Form der tödlichen Injektion sah die intravenöse Verabreichung von drei Chemikalien vor: 1. das Narkosemittel Natrium-Thiopental, 2. das muskellähmende Pancuroniumbromid, 3. Kaliumchlorid, das den Herzstillstand bewirkt. Schon vor vielen Jahren geriet diese klassische Methode dahingehend in die Kritik, dass das Pancuroniumbromid im Falle, dass das Narkosemittel nicht wirke, verhindere, dass der Delinquent sich diesbezüglich irgendwie bemerkbar machen könne. Es ist davon auszugehen, dass das Muskelrelaxans vor allem für die Zeugen verabreicht wurde bzw. wird, weil es Bewegungen des Körpers verhindert.
2011 kam es nach Lieferengpässen schließlich zur Einstellung der Produktion des in der Anästhesie nicht mehr so weit verbreiteten Mittels Thiopental durch den einzigen Hersteller in den USA. Verschiedene Bundesstaaten versuchten zunächst das Mittel aus dem Ausland zu beziehen. Vor allem Europa schob hier rasch einen Riegel vor und untersagte die Ausfuhr zum Zweck von Exekutionen. Einige US-Staaten ersetzten daraufhin Thiopental durch das Barbiturat Pentobarbital. Der einzige Lizenzträger für die USA zur Herstellung von Pentobarbital ist allerdings ein dänischer Pharmakonzern, der nach entsprechendem Druck den Verkauf zu Hinrichtungszwecken ebenfalls einstellte, sodass verschiedene Bundesstaaten erneut vor dem Problem der Giftbeschaffung standen und stehen.
Florida benutzte Midazolam als erstes Mittel und hat in jüngster Zeit zu Etomidat gewechselt. Arkansas hatte angekündigt, Phenobarbital verwenden zu wollen, Missouri wollte Propofol einsetzen, hat jedoch davon Abstand genommen, nachdem der größte Hersteller - Fresenius Kabi in Bad Homburg - ebenfalls die Lieferung an Gefängnisbehörden verweigerte. Weil es auch bei den anderen Stoffen in einigen Staaten mittlerweile zu Engpässen gekommen ist, sind verschiedene Bundesstaaten dazu übergegangen, nicht mehr drei, sondern nur noch eine einzige Chemikalie für die tödliche Injektion zu verwenden, und zwar im Regelfall Pentobarbital, das zum Teil von sogenannten Compounding Pharmacies, die das Mittel selbst zusammenmischen, statt von anerkannten Herstellern stammt. Einige Staaten, die an drei Chemikalien festhalten, haben das Pancuroniumbromid durch Vecuronium oder Rocuronium und das Kaliumchlorid durch Kaliumacetat ersetzt.
Im Januar 2014 geriet Ohio in die Schlagzeilen, weil eine Hinrichtung mit Midazolam und Hydromorphon mit rund 25 Minuten außergewöhnlich lang dauerte und der Verurteilte minutenlang nach Luft rang. Ein halbes Jahr später verwendete Arizona dieselben beiden Mittel mit dem Ergebnis, dass der Hingerichtete erst nach zwei Stunden für tot erklärt wurde. Im August 2018 setzte Nebraska erstmalig eine Kombination ein aus dem Beruhigungsmittel Diazepam, dem Betäubungsmittel Fentanylcitrat, dem Mittel Cisatracurium zur Muskelentspannung sowie Kaliumchlorid, das den Herzschlag beendet.
Aufgrund der zunehmenden Engpässe bei den Chemikalien erlauben z.B. Tennessee alternativ wieder den elektrischen Stuhl und Utah das Erschießungskommando, South Carolina den elektrischen Stuhl oder wahlweise das Erschießen sowie New Hampshire das Hängen, und Oklahoma, Mississippi, Alabama sowie Louisiana sehen eine Hinrichtung durch Stickstoff als gänzlich neue Alternativ-Methode vor. Im Januar 2024 wurde die Stickstoff-Hypoxie erstmals in Alabama durchgeführt - ein hinrichtungserfahrener Augenzeuge erklärte anschließend, er habe zuvor nichts Schrecklicheres gesehen.
Übersicht über die Form der Giftspritze in den diversen Bundesstaaten
Ein relativ aktueller deutschsprachiger Reader zur Todesstrafe in den USA wird von Amnesty International zur Verfügung gestellt (Stand: 2022):
Wenn der Staat tötet - Todesstrafe in den USA
Immer aktuelle Informationen zu allen Aspekten rund um die Todesstrafe in den USA bietet die Website des Death Penalty Information Center, allerdings in englischer Sprache:
Death Penalty Information Center
Das Death Penalty Information Center hat ein vierseitiges Fact Sheet, auf dem jederzeit aktuell alle wesentlichen Aspekte mit zahlreichen Graphiken zusammengefasst sind:
Eine Übersicht über den sehr komplizierten juristischen Berufungsprozess ist hier zu finden - ebenfalls in englischer Sprache:
Capital Punishment in Context: Death Penalty Appeals Process